Umstellungsosteotomie und Derotationsosteotomie

Bei einer Instabilität der Kniescheibe gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Liegt ein ausgeprägtes X-Bein oder ein Drehfehler (Torsion) des Oberschenkels bzw. des Unterschenkels vor, kann eine Korrektur der Beinachse oder der Knochendrehung von Oberschenkel bzw. Unterschenkel sinnvoll sein. Für eine präzise Diagnose werden bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie und MRT eingesetzt.

 

Wie verläuft der Eingriff?

Mithilfe präoperativer Bildgebung und spezieller Computertomogramme wird zunächst der operative Eingriff detailliert geplant. In einem Aufklärungsgespräch erläutert der Chirurg die geplante Operation sowie Risiken und mögliche Komplikationen und benennt die Therapiealternativen. Die Operation erfolgt stationär. Je nach Komplexität des Eingriffes beträgt die Aufenthaltsdauer drei bis sieben Tage.

Nach Einleiten einer Vollnarkose oder Spinalanästhesie wird die Operation in Rückenlage durchgeführt. Damit der Operateur das Operationsgebiet besser überblicken kann, wird dem Patienten für die Dauer der Operation eine Oberschenkelblutsperre angelegt. Um die Kniescheibeninstabilität und den Knorpelzustand beurteilen zu können, ist der erste Schritt der Operation die diagnostische Arthroskopie des Kniegelenks. Nach einem Hautlängsschnitt wird der Oberschenkel- bzw. Unterschenkelknochen mit einer Säge durchtrennt (Osteotomie) und der Knochen entsprechend der Operationsplanung versetzt. Die Osteotomie wird schließlich mit einer Platte und Schrauben wiederbefestigt, ähnlich wie bei der Behandlung eines Knochenbruchs. Dann wird die Wunde verschlossen. 

In der Regel wird der Eingriff mit anderen Kniescheiben-stabilisierenden Eingriffen wie der MPFL-Rekonstruktion kombiniert.

Nach der Operation

Nach der Operation erhält der Patient eine Schiene und nach zwei Wochen kann das Nahtmaterial entfernt werden.

Die weitere Nachbehandlung läuft wie folgt ab:

  • Erste bis sechste Woche: Teilbelastung, limitierte Bewegung im Kniegelenk
  • Siebte bis zwölfte Woche: Belastungsaufbau und Freigabe des vollständigen Bewegungsausmaßes
  • Röntgenkontrollen nach drei, sechs und 12 Wochen
  • Ab dem 4. Monat Aufbau der sportlichen Belastung 

Je nach Sportart ist die Sportfähigkeit in der Regel nach sechs bis neun Monaten wieder hergestellt.

Typische Risiken und deren Häufigkeit

  • Wundheilungsstörung
  • Infektion (2 Prozent)
  • Nervenschädigung
  • Gefäßverletzung
  • Thrombose/Lungenembolie (< 1 Prozent)
  • Nicht-Verheilen der Osteotomie, sog. Pseudarthrose (3 Prozent)
  • Bruch der Knochenbrücke
  • Unter-/Überkorrektur
  • Weichteilirritation durch die einliegenden Platten mit Materialentfernung im Verlauf
  • Bewegungseinschränkung des Kniegelenks
  • Persistierende/wiederkehrende Instabilität

Generelle Prognose nach der Operation

Die Ergebnisse sind in der Regel gut. Durch die Korrektur von Achse bzw. Torsion wird eine zentrierte Stellung der Kniescheibe erreicht. Der in der Regel parallel durchgeführte kniescheibenstabilisierende Eingriff der MPFL-Rekonstruktion führt zur Stabilisierung der Kniescheibe in dieser Stellung. Das Risiko einer erneuten Luxation der Kniescheibe ist sehr gering. Schmerzen werden reduziert und die Alltagsbelastung und Sportfähigkeit in den allermeisten Fällen verbessert. Die Entwicklung einer Patellofemoralarthrose kann im Verlauf wieder zu Problemen führen, vor allem wenn bereits vor der Operation Knorpelschäden vorhanden waren.

Wie gelingt die Rückkehr in den Alltag, das Berufsleben und den Sport?

In der ersten zwei Wochen sollte das Bein viel geschont und hochgelagert werden. Nach Entfernung des Nahtmateriales ist eine leichte Alltagsbelastung wieder möglich. Allerdings darf das Bein für sechs Wochen nur wenig belastet werden; erst ab der siebten Woche darf die Belastung gesteigert werden. Deshalb sind Patienten für ca. acht bis zehn Wochen nach der Operation auf Gehhilfen angewiesen. Je nach Beruf ist eine Wiederaufnahme der Tätigkeit schon vier bis sechs Wochen nach der Operation (sitzende Tätigkeit) bzw. nach vier bis sechs Monaten (schwere körperliche Arbeit) möglich.

Drei Monate nach der Operation kann der Patient bei ausreichender Muskulatur mit einem kontrollierten sportlichen Belastungsaufbau durch beispielsweise Joggen, Rad fahren oder Schwimmen beginnen. Kontaktsport ist neun Monate nach der Operation wieder möglich.