Rekonstruktion des anterolateralen Komplexes

Der anterolaterale Komplex ist eine Kapsel-Band-Struktur an der Außenseite des Kniegelenks. Gemeinsam mit dem vorderen Kreuzband sorgt er für die Drehstabilität des Kniegelenks und des Unterschenkels. Bei einem Riss (Ruptur) des vorderen Kreuzbands wird oftmals neben der anatomischen Kreuzbandplastik eine Rekonstruktion des anterolateralen Komplexes durchgeführt, insbesondere bei hochgradiger Rotationsinstabilität, bei wiederholten Rupturen oder in chronischen Fällen.
 

 

Wie verläuft der Eingriff?

Der Ablauf der Operation ist ähnlich wie bei einer Rekonstruktion des vorderen Kreuzbands. Durch die anterolaterale Rekonstruktion verlängert sich die Operationszeit um 15-20 Minuten. Zusätzlich zur eigentlichen vorderen Kreuzbandrekonstruktion ist ein  Hautschnitt an der Außenseite des Kniegelenks erforderlich.

Dabei wird ein Streifen des Tractus iliotibialis (Sehnenfaserstrang) an der Oberschenkelseite abgelöst und aus dem Sehnenverbund herausgelöst. Der natürliche Ansatz am Unterschenkel bleibt dabei erhalten. Durch Umlenkungen des Sehnenstreifens und Befestigung an der Außenseite des Oberschenkelknochens wird die anterolaterale Stabilität, also die Stabilität an der vorderen Außenseite des Knies, wiederhergestellt.

Nach der Operation

Das Nachbehandlungsschema nach zusätzlicher anterolateraler Rekonstruktion orientiert sich an der Behandlung für die vordere Kreuzbandplastik. Bis zur sicheren Wundheilung wird eine Teilbelastung empfohlen. Manche Operateure bevorzugen ein Limitierung der Beugefähigkeit für die ersten Wochen nach der Operation.

Typische Risiken und deren Häufigkeit

Nach einer anterolateralen Rekonstruktion kann es zu Bewegungseinschränkungen im Bereich des Kniegelenks kommen. Außerdem stellt die räumliche Nähe zwischen der oberschenkelseitigen Fixierung des vorderen Kreuzbandes und dem zeitgleichen Tunnel für die Fixierung der anterolateralen Rekonstruktion ein gewisses Risiko dar.

Wie gelingt die Rückkehr in den Alltag, das Berufsleben und den Sport?

Kontakt- und Risikosportarten sind frühestens 9-12 Monate nach der Rekonstruktion empfohlen. Voraussetzung hierfür ist ein guter funktioneller und muskulärer Status.

Literaturhinweise

  • Heft  III des AGA-Ligament-Komitees   „Periphere Instabilitäten des Kniegelenks“
  • Wurm, M., Herbst, E., Forkel, P., Imhoff, A. B., & Herbort, M. (2019). Anterolaterale Stabilisierung mittels modifizierter Lemaire-Plastik bei insuffizientem vorderem Kreuzband. Operative Orthopädie und Traumatologie, 31(1), 36-44.