Arthroskopische vordere Schulterstabilisierung

Ist die Schulter instabil, kann der Oberarmkopf aus der Gelenkpfanne herausspringen. Zu einer Schulterluxation, umgangssprachlich auch als "ausgekugelte Schulter" bezeichnet, kann es durch Unfälle oder eine angeborene erhöhte Schulterbeweglichkeit kommen. Überwiegend treten die Luxationen an der Vorderseite der Schulter auf. Bei jedem Ausrenken oder Auskugeln wird das Gelenk erneut verletzt. Vor allem bei einer verletzungsbedingten Schulterinstabilität wird daher eine arthroskopische Schulterstabilisierung empfohlen. Bei diesem minimal-invasivem Eingriff in Schlüssellochtechnik werden die abgerissenen Gelenkstrukturen wieder mit dem Pfannenrand vernäht.

 

Wie verläuft der Eingriff der arthroskopischen vorderen Schulterstabilisierung?

Im Aufklärungsgespräch erläutert der behandelnde Arzt die Risiken der Operation, damit der Patient optimal vorbereitet ist. Bei Gelenkspiegelungen der Schulter sind die Risiken im Vergleich zu vielen anderen Operationen gering. Der Eingriff erfolgt je nach Pathologie und individuellen Risikofaktoren stationärer oder ambulant. Die meisten Krankenhäuser bieten eine stationäre Operation an, damit der Patient in den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff gut betreut ist. Bei einem ambulanten Eingriff wird der Patient engmaschig in der Arztpraxis oder dem ambulanten OP-Zentrum nachbetreut. Die meisten Patienten beschreiben den Schmerz nach dem Eingriff als gut erträglich. Die reine Operationszeit beträgt etwa eine Stunde. Hinzu kommen die Vorbereitungs- und Nachbereitungszeit. Verglichen mit großen, offen durchgeführten Operationen ist der Eingriff daher für den Patienten schnell überstanden.

Die Operation verläuft im Wesentlichen in fünf Schritten:

1. Der Patient wird unter Vollnarkose entweder in sitzender Position oder auf der gesunden Seite gelagert

2. Über einen fünf Millimeter großen Schnitt auf der Rückseite der Schulter wird vorsichtig eine Kamera in das Gelenk eingebracht und der Schaden der Gelenklippe und der Kapsel betrachtet und analysiert. Ein weiterer Kamerazugang wird oben an der Schulter angelegt

3. Ein auf der Vorderseite gelegener kleiner Schnitt erlaubt das Einbringen von Arbeitsinstrumenten, mit denen die abgelöste vordere Gelenklippe und Kapsel vorsichtig angehoben werden

4. Nun befestigt der Operateur Lippe und Kapsel mit selbstauflösenden Ankern wieder stabil an der Pfanne

5. Am Ende der Operation werden die drei kleinen Hautschnitte genäht und mit einem sterilen Verband versorgt. Abschließend wird eine Schulter-Bandage angelegt

Nach der Operation

Die meisten Behandler schützen die operierte Schulter mit einer Bandage. Parallel dazu führt der Patient die ersten Übungen durch, zunächst mit einem eingeschränktem Bewegungsumfang, um die biologische Heilung nicht zu gefährden.

 

Von der vierten bis zur sechsten Woche muss der Patient die Bandage meist nur nachts tragen. Tagsüber darf er die Schulter bewegen, aber noch nicht auswärts drehen oder stark abspreizen. Voll sportfähig ist der Patient je nach Sportart nach drei bis sechs Monaten.

Typische Risiken und deren Häufigkeit

Das größte Risiko nach dieser sehr schonenden Operation ist die erneute Luxation der Schulter. Eine Studie, die 1.186 Patienten nach der Operation analysierte, fand in zehn Prozent der Fälle eine erneute Instabilität. Weitere, seltenere Risiken sind bakterielle Infektionen der Schulter nach dem Eingriff sowie Schultersteife.

Generelle Prognose nach der Operation

Die schmerzfreie Schulterfunktion im Alltag ist der Regelfall. Bereits ein Jahr nach der Operation erreicht der Patient eine exzellente, uneingeschränkte Lebensqualität. Abhängig von Verletzungsmuster und Begleitschäden kann eine vordere Schulterinstabilität langfristig unabhängig von der Art der Therapie zu Spätfolgen wie einer Arthrose führen.

Wie gelingt die Rückkehr in den Alltag, das Berufsleben und den Sport?

Durch die minimal-invasive Operation in Schlüssellochtechnik ist eine schnelle Rückkehr in den Alltag möglich. Bereits am Abend der Operation ist der Patient wieder selbständig mobil. Eine stationäre Behandlung dauert selten länger als zwei Nächte. Leichte Bürotätigkeiten sind bereits nach wenigen Tagen wieder möglich. Sportliche Aktivitäten ohne Belastung der Schulter wie zum Beispiel Wandern oder Radfahren kann der Patient nach wenigen Wochen, intensivere Sportarten nach einigen Monaten wieder beginnen. Selbst Leistungssportler erlangen in über 80 Prozent der Fälle wieder ihr vorheriges Niveau.

Literaturhinweise

• Harris (2013), Arthroscopy

• Saier (2017) Arthroscopy

• Franceschi (2011), Am J Sports Med

• Park (2019), JSES