Außenbandrekonstruktion

Operationspflichtige Außenbandverletzungen des Kniegelenks treten häufig zusammen mit vorderen und hinteren Kreuzbandverletzungen auf. In diesem Fall kann zusätzlich zum Außenband die Popliteussehne und ihre Verbindung zum Wadenbeinkopf (Ligamentum popliteofibulare) betroffen sein. Die Wahl der geeigneten Operationstechnik richtet sich danach, welche Strukturen verletzt sind.

Die alleinige Naht der zerrissenen Strukturen führt je nach Rupturform in den meisten Fällen nicht zu überzeugenden Ergebnissen. Daher wird in der Regel die Rekonstruktion mit körpereigenem Sehnenmaterial empfohlen. Ausnahme bilden spezielle Rupturformen, zum Beispiel knöcherne Ausrisse, die zum Teil direkt refixiert werden können, ohne weiteres Sehnenmaterial zu verwenden. Bei Kombinationsverletzungen kann auch auf Spendersehnen zurückgegriffen werden, um möglichst unmittelbar alle verletzten Bandstrukturen zu versorgen. 

Was wird die Operation vorbereitet?

Zunächst werden die Verletzung und die beteiligten Strukturen mittels klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren (MRT, Röntgenstressaufnahmen etc.) dezidiert analysiert.

Der Eingriff wird in der Regel unter stationären Bedingungen durchgeführt, da er meist in Kombination mit einer Rekonstruktion des vorderen oder hinteren Kreuzbandes erfolgt. Gerade bei kombinierten Eingriffen ist die Entnahme mehrerer Sehnen erforderlich, ggf. auch von der unverletzten Seite. Auch eine Spendersehne kann verwendet werden. Je nach Komplexität des Eingriffs liegt die OP-Dauer zwischen 45 Minuten bei isolierter Außenbandverletzung und 120 Minuten bei kombinierter Verletzung mit Kreuzbandbeteiligung.

Neben den allgemeinen Operationsrisiken sollte auf die enge Lagebeziehung zwischen den äußeren Kniebandstrukturen und dem Nervus peroneus hingewiesen werden. Eine Verletzung des Nervs kann zu einer vorübergehenden oder auch dauerhaft verbleibenden Fußheberschwäche und Taubheitsgefühlen an der Fußaußenseite führen.

Wie läuft die Außenbandrekonstruktion ab?

Für eine Rekonstruktion eignet sich die Verwendung der körpereigenen Kniebeugesehnen (Semitendinosussehne; Gracilissehne) auf der betroffenen oder gesunden Seite. Die Sehne kann über einen kleinen, ca. drei cm langen Hautschnitt knapp unterhalb der Vorderinnenseite des Scheinbeinkopfes entnommen werden. 

Abhängig vom Ausmaß der Verletzung auf der Außenseite (Außenband, Popliteussehne, Ligamentum politeofibulare) werden Knochenkanäle an der Oberschenkelaußenseite und am Wadenbeinkopf, seltener auch am außenseitigen Schienbeinkopf, angelegt. Anschließend wird die entnommene Sehne in den Knochenkanälen (meist mit resorbierbaren Schrauben) fixiert. In sehr komplexen Situationen kann es erforderlich sein, auf Leichensehnen zurückzugreifen, wenn das körpereigene Sehnenmaterial nicht ausreicht. 

Nach der Operation

Damit das Sehnenmaterial einheilen kann, ist eine mehrwöchige Entlastung bzw. Teilbelastung erforderlich. Auch die Beweglichkeit des Kniegelenks wird in den ersten vier bis sechs Wochen in der Regel aus dem gleichen Grund eingeschränkt. In der Regel kann das Kniegelenk nach sechs Wochen wieder voll belastet werden. Zum Schutz des operativ stabilisierten Außenbandapparats wird in der Regel eine Orthese verordnet, die dann zwischen sechs und 12 Wochen getragen wird.

Typische Risiken der Außenbandrekonstruktion

  • Verbleibende Restinstabilität
  • Wiederauftretende Instabilität
  • Narbenschmerzen
  • In sehr seltenen Fällen Fußheberschwäche bei Verletzung des Nervus peroneus

Generelle Prognose nach der Operation

Eine isolierte, operationspflichtige Außenbandverletzung (posterolaterale Verletzung) hat eine gute Prognose hinsichtlich der Wiederherstellung der Stabilität. Bei Kombinationsverletzungen mit Kreuzbandbeteiligung ist die Prognose individuell sehr unterschiedlich und kann daher nicht generell beurteilt werden.

Wie gelingt die Rückkehr in den Alltag, das Berufsleben und den Sport?

In der Regel kann der Patient nach sechs bis 12 Wochen in den normalen Alltag zurückkehren. Nach dieser Zeit ist das Kniegelenk wieder voll belastbar, und die Orthese kann abgelegt werden. Nach isolierten, operationspflichtigen Außenbandverletzungen (posterolaterale Verletzungen) sind sportliche Akivitäten nach etwa sechs Monaten uneingeschränkt wieder möglich. Die Rückkehr in den Beruf hängt von den individuellen Anforderungen ab, sodass keine generelle Aussage möglich ist.

Literaturhinweise

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